Schaut genau hin und behaltet, was dem Leben dient!
Täglich erreicht uns eine Flut von Bildern, Schlagzeilen und Neuigkeiten. Den Überblick behalten? Das wird immer schwieriger in unserer schnelllebigen Informationswelt. Was auch immer schwieriger wird: Das Echte und Wahre vom Falschen, von „Fakes“ zu unterscheiden. Kein Laie kann heute wirklich erkennen, ob ein Bild ganz der Realität entspricht oder ob es nicht einfach nachträglich digital bearbeitet worden ist. Ein gesundes Misstrauen ist auch bei so manchen Meldungen angebracht, ob diese bei genauerem Hinsehen einer Überprüfung – heute oft „Fakten-Check“ genannt – überhaupt standhalten.
Prüft alles und behaltet das Gute. Prüft alles – schaut genau hin! Dazu fordert Paulus die Christen der Gemeinde in Thessalonisch auf. Prüft alles – und schaut nicht nur auf das Oberflächliche!
Diese Anweisung passt meiner Meinung nach auch sehr gut in unsere Zeit und ist eine sehr wichtige Aufforderung. Wie oft prüfen wir eben nicht genau, wie oft lassen wir uns beeindrucken von schnellen oberflächlichen Urteilen. Wie leicht fallen wir auch auf unsere eigenen Vorurteile rein!
Gerade aufgrund unserer heutigen technisierten Medienwelt – Internet-Plattformen, Social-Media-Kanäle – erscheint es umso wichtiger: Prüft alles! Lasst euch nicht von irgendwelchen Aussagen und angeblichen Wahrheiten gleich beeindrucken, sondern – prüft!
Dabei ist es selbstverständlich nicht immer leicht, alles zu prüfen. Denn zum wirklichen Prüfen brauche ich Zeit und Nerven. Beides – Zeit und Nerven – haben Menschen in unserer heutigen Welt oft nur noch begrenzt. Da nimmt man Dinge schnell so hin. Auch Meinungen übernehmen wir schnell und bereitwillig, wenn nur genug der gleichen Meinung sind. Genau das macht uns so anfällig dafür, Dinge ungeprüft zu übernehmen und rasch einverstanden zu sein, auch mit manchem, was wahrlich nicht gut genannt werden kann.
Der Apostel Paulus ermahnt uns an dieser Stelle: Prüft alles! Doch Paulus bleibt dabei ja nicht stehen. Prüft alles – und das Gute behaltet. So führt er seine Anweisung an die Christen damals und an uns heute fort. Das Gute behaltet! Für mich ist das eine so wohltuende Aufforderung. Denn in unserer Zeit wird ja vieles, was es so gibt und was es üblicherweise immer gab, auf den Prüfstand gestellt – und es wird schnell verworfen. Altmodisch, zu langsam, einfach nicht mehr effizient genug – und dann am besten schnell weg damit! Hauptsache neu, Hauptsache modern.
Paulus sagt etwas anderes. Prüft, schaut genau hin – und zwar nicht, um Dinge über Bord zu werfen, sondern um etwas zu behalten. Nämlich das Gute.
Jetzt ist das natürlich so eine Sache: Was ist denn das Gute? Woher weiß ich das denn? Das ist in unserer heutigen Zeit mit einer immer größeren Vielfalt an Meinungen nämlich gar nicht mehr so klar. Das, was die einen für gut und richtig halten, halten andere für bedenklich und verwerflich.
Dabei ist Meinungsvielfalt an sich etwas sehr Gutes. Es ist gut, dass verschiedene Menschen mit ganz verschiedenen Standpunkten und unterschiedlichen Erfahrungen ihre Meinung einbringen.
Doch oft geschieht das ja nicht in einer Weise, die dem Miteinander dient. Vielmehr verschärfen sich Konflikte. Das erschwert den Weg zum Guten, dem auch alle etwas Gutes abgewinnen können.
Was also ist „das Gute“? Und vor allem: Wie können wir es finden in dem vielen Für
und Wider, dem wir in den verschiedensten Bereichen unserer Lebens ausgesetzt sind?
Paulus gibt nur einige Verse nach der Jahreslosung dazu eine wichtige Anweisung, wenn er schreibt: Den Geist löscht nicht aus. Den Geist auslöschen, das kann geschehen, wenn mir alles wichtiger ist, als dass der Geist Gottes in mir wirken kann. Es kann geschehen, wenn ich meine Seele zumülle mit Dingen, die angeblich viel wichtiger sind. Dann hat der Geist Gottes keinen Raum mehr, um in mir zu wirken. Dann können Menschen die Dinge auch nicht mehr so betrachten, dass sie das wahrhaft Gute für sich und die Welt finden.
Wirkt dagegen der Geist, dann leuchtet sein Licht in uns und scheint in diese Welt hinein. Durch das Wirken des Geistes kommen wir dazu, das Gute zu erkennen und wir bekommen die Kraft und Motivation geschenkt, das Gute zu tun. Dazu will uns die diesjährige Jahreslosung einladen. Prüfet alles und das Gute behaltet!
Pfr. Jens Arnold